BMW und E.ON möchten das bidirektionale Laden in den Alltag bringen. Mit ihrem gemeinsamen Projekt gehen die beiden Unternehmen einen wichtigen Schritt in Richtung intelligenter Energienutzung und nachhaltiger Mobilität. Das gemeinsame Projekt zielt darauf ab, die elektrischen Fahrzeuge als aktiven Bestandteil des Energiesystems nutzbar zu machen und damit neue Flexibilitätsoptionen für die Netzstabilität zu erschließen. Ab März 2026 soll das erste kommerzielle Vehicle-to-Grid (V2G) Angebot für Privatkundinnen und -kunden in Deutschland starten. Damit wird eine Technologie, die bisher überwiegend in Pilotprojekten eingesetzt wurde, in den Markt überführt. Der Schritt markiert den Übergang von der Testphase zur praktischen Integration bidirektionaler Ladeprozesse und ist ein zentraler Baustein auf dem Weg zu einem intelligenten, dekarbonisierten Energiesystem.
Das Prinzip hinter dem Angebot ist einfach: Der Hochvoltspeicher des BMW iX3 kann über die passende BMW Wallbox Professional und den von E.ON entwickelten V2G-Tarif nicht nur Strom aufnehmen, sondern diesen bei Bedarf auch wieder ins Netz einspeisen. Damit wird das Fahrzeug zu einem aktiven Bestandteil des Energiesystems und kann zur kurzfristigen Stabilisierung der Stromnetze beitragen.
Dieses Zusammenspiel macht aus dem Elektroauto mehr als nur ein Verkehrsmittel, es wird nämlich zu einem dezentralen Energiespeicher, der Energie flexibel bereitstellt, wenn sie gebraucht wird. Kundinnen und Kunden profitieren gleichzeitig finanziell: Wer das bidirektionale Laden nutzt, kann laut BMW und E.ON bis zu 720 Euro pro Jahr als Bonus erhalten. Das entspricht etwa 14.000 Kilometern Fahrleistung – ein attraktiver Anreiz, das intelligente Laden in den Alltag zu integrieren.
BMW betont, dass der iX3 nur den Auftakt darstellt. Auch andere Modelle der neuen Klasse sollen künftig für den V2G-Tarif qualifiziert sein. Die sechste Generation der BMW eDrive-Technologie verfügt bereits über die technischen Voraussetzungen für das bidirektionale Laden und ermöglicht so die Nutzung des Tarifs über eine wachsende Modellpalette hinweg. Damit wird perspektivisch eine ganze Fahrzeugflotte in die Lage versetzt, Energie dynamisch mit dem Stromnetz auszutauschen.
Mit dem Einstieg von BMW und E.ON in das Vehicle-to-Grid-Zeitalter wird deutlich, wie eng Mobilität und Energieversorgung künftig miteinander verflochten sein werden. Elektrofahrzeuge werden dadurch nicht länger nur als Verkehrsmittel verstanden, sondern als aktive Elemente der Energiewende – als mobile Speicher, die Netzstabilität und Effizienz fördern.
Zudem belegen aktuelle Studien klar, dass ein großflächiger Einsatz von bidirektionalem Laden (V2G) das Bedürfnis an stationären Batteriespeichern deutlich verringern kann: So zeigt eine Untersuchung der Fraunhofer-Institute ISI und ISE im Auftrag von Transport & Environment, dass in der EU bis 2040 die Notwendigkeit stationärer Speicherkapazitäten um bis zu 92 Prozent reduziert werden könnte, wenn Fahrzeuge als verteilte Speicher genutzt werden.
Das neue Angebot von BMW und E.ON ist damit kein isoliertes Produkt, sondern Teil eines größeren Trends: Ein integriertes Energiesystem, in dem Mobilität, Speicherung und Netzbetrieb zusammenwirken. Es markiert einen Meilenstein, der weit über ein einzelnes Fahrzeug hinausweist und zeigt, wie die Energiewende in Deutschland konsequent weiter vorangetrieben werden kann — mit weniger stationären Speichern, mehr Flexibilität und spürbaren Vorteilen für Umwelt, Netz und Nutzer.