E-Trucks kommen – und sie brauchen Ladeinfrastruktur

Experteninterview – 23. Mai 2025

Elektrische Lkw sind im Aufwind – doch im Bereich Ladeinfrastruktur stellt der Schwerlastverkehr ganz eigene Anforderungen. Im Interview erklärt Marcel Rümenapf, warum Megawattladen entscheidend ist, welche Herausforderungen noch bestehen und wie Siemens die Standardisierung aktiv mitgestaltet.

Interview mit Marcel Rümenapf, Head of Account Management, Siemens eMobility

Herr Rümenapf, warum ist Megawattladen ein so entscheidender Faktor für den Schwerlastverkehr?

Weil schwere Nutzfahrzeuge lange Strecken zurücklegen und schnell wieder einsatzbereit sein müssen. Mit der bestehenden Ladeinfrastruktur ist das schlicht nicht machbar. Das Megawatt-Ladesystem – kurz MCS – ermöglicht Ladeleistungen von bis zu 3,75 Megawatt. Damit lassen sich in unter einer Stunde mehrere Hundert Kilometer Reichweite nachladen. Das ist der Durchbruch, den wir für den Fernverkehr brauchen.

Was unterscheidet MCS vom konventionellen Laden?

Es ist ein echter Technologiesprung. Wir skalieren nicht einfach bestehende Systeme, sondern entwickeln eine völlig neue Lösung. MCS arbeitet mit deutlich höheren Spannungen und Strömen, benötigt aktiv gekühlte Kabel und neue Steckverbindungen. Und trotzdem muss das Ganze sicher, handhabbar und künftig auch automatisierbar sein.

Megawatt klingt nach „viel Energie“ – wie groß ist die Herausforderung Netzanschluss?

Sie ist groß. Wir sprechen hier von Ladepunkten, die 10 oder mehr Pkw-Lader in einem bündeln – pro Truck! Da geht es nicht nur um Leistungselektronik, sondern um Transformatoren, Netzanbindung, Lastmanagement. Ohne frühzeitige Planung mit Netzbetreibern wird’s eng. Aber die E-Trucks kommen – und sie brauchen Ladeinfrastruktur.

Welche Rolle spielt Siemens dabei?

Als Systemanbieter betrachten wir das Gesamtsystem – vom Netzanschluss über die Leistungselektronik bis hin zur eigentlichen Ladestation. Wir sind in Pilotprojekten aktiv, bringen unser Know-how in die internationalen Standardisierungsgremien ein und arbeiten eng mit OEMs sowie Netzbetreibern zusammen. Unser Ziel: Megawattladen nicht nur technisch möglich, sondern auch wirtschaftlich skalierbar machen.

Standardisierung scheint ein zentrales Thema zu sein. Wie ist hier der Stand?

Es geht voran, aber es bleibt noch einiges zu tun. Ein internationaler Standard ist die Grundlage für Interoperabilität – und die ist entscheidend, wenn man flächendeckende Lösungen schaffen will. Das Gute ist: Die Branche arbeitet gemeinsam daran. Fahrzeughersteller, Zulieferer, Energieversorger und Politik sind im engen Austausch. Siemens ist hier stark engagiert, weil MCS nur als Gemeinschaftsprojekt funktionieren kann.

Was muss passieren, damit Megawattladen zum Erfolg wird?

Zunächst brauchen wir globale Standards und deren breite Umsetzung. Dann geht es um den schnellen Infrastrukturausbau – entlang der Hauptverkehrsachsen, in Logistikzentren und an öffentlichen Ladepunkten für Lkw. Und all das funktioniert nur mit intelligenter Netzplanung, denn Megawattladen bedeutet enorme Energieflüsse. Netzanschluss, Lastmanagement und Energieintegration sind entscheidend.

Und wie blicken Sie in die Zukunft?

Sehr optimistisch. Die Fahrzeuge stehen bereit – jetzt braucht es die passende Infrastruktur. Mit MCS schaffen wir die Basis für emissionsfreien Güterverkehr. Und das ist ein Ziel, das es sich zu beschleunigen lohnt. Wenn Industrie, Politik und Netzbetreiber an einem Strang ziehen, können wir bis 2030 einen signifikanten Anteil des Schwerlastverkehrs elektrifizieren.

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