Handwerkliche Expertise und Networking für Neueinsteiger und Wiederkehrer

Experteninterview – 3. Juli 2023

David Wedepohl ist Managing Director International Affairs beim Bundesverband Solarwirtschaft (BSW Solar)

David Wedepohl vom Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) spricht über die Session zu Arbeitskräften und Capacity Building auf dem Intersolar Forum 2023.

Was gab den Anstoß dazu, auf dem Intersolar Forum 2023 eine Session zum Thema zu veranstalten?

Der BSW unterstützt seine Mitglieder seit mehreren Jahren bei der Gewinnung von Fachkräften aus dem In- und Ausland. Gemeinsam mit unserem Partner, SolarPromotion haben wir bei der Planung für die Messe im letzten Herbst die Idee entwickelt, die Neulinge und „Rückkehrer in der Solarwirtschaft willkommen zu heißen. Denn viele Unternehmen, z.B. aus dem Elektro-Handwerk sind in den mageren Jahren ausgestiegen und kommen jetzt zurück. Außerdem haben wir von den Dachdeckern gehört, dass viele sich zu PV-Monteure fortbilden lassen. Bei unseren Partnern, dem ZVEH und ZVDH haben wir dann offene Türen eingerannt, denn Fachkräfte sind überall ein großes Thema.

Was waren die Kernthemen, die in der Session adressiert wurden?

Die Grundidee war, ein realistisches Bild für Betriebe vom aktuellen Marktgeschehen zu zeichnen und praktische Tipps zu geben. Dafür war es toll, dass die Vortragenden alle Praktiker waren, vom Solarpionier über ein Unternehmen aus dem klassischen Elektrohandwerk bis zu einem/r auf PV spezialisierten Dachdecker. Denn das Geschäft und auch die Technik hat sich geändert, da waren sich alle Vortragenden einig. Während früher Einspeiseanlagen dominierten, müssen Betriebe heute komplexe Systeme bauen, die neben der Stromerzeugung auch Speicherung, Ladeinfrastruktur und oft auch die Wärmeerzeugung beinhalten. Das muss alles aufeinander abgestimmt werden und ist auch Kunden viel komplexer zu vermitteln. Dabei wurden unter reger Publikumsbeteiligung Chancen und unternehmerische Risiken diskutiert sowie Verantwortung des Solateurs/der Solateurin als Klimabetrieb, die damit einher-gehen. Zudem wurde die Zusammenarbeit zwischen Handwerkern aus unterschiedlichen Gewerken thematisiert, als „Kooperationen auf Augenhöhe“. Natürlich spielten auch bürokratische und politische Hürden eine Rolle bei der Diskussion sowie Erfahrungen mit Azubis und der Gewinnung von Fachkräften. Aktuelle technische Entwicklungen in der Solarbranche wie So-larziegel der neuesten Generation oder die Ästhetik von Indach-Systemen wurden in vielen Praxis-Beispielen gezeigt, dazu wurden aus dem Publikum reichlich Fragen gestellt.

Auf welche Resonanz ist das Thema auf dem Intersolar Forum gestoßen?

Wir waren positiv überrascht, wie viele Betriebe an einem Freitagnachmittag noch zu der Veranstaltung gekommen sind und wie rege die Diskussion mit den Vortragenden und untereinander sowohl während der Veranstaltung als auch beim Netzwerken im Anschluss war. Besonders gutes Feedback gab es zu der Kombination mit der Messe – denn die Produkte, die diskutiert wurden, konnte man ja gleich in den Hallen nicht nur bestaunen, sondern auch anfassen.

Welche Chancen sehen Sie derzeit für erfahrene Handwerker und Neueinsteiger auf dem PV-Markt? Welche Herausforderungen gibt es derzeit im Bereich der Mobilisierung von Fachkräften für PV-Installationen?

Der PV-Markt in Deutschland wächst jährlich um etwa 30 Prozent und muss das auch weiter tun, wenn die Ziele der Bundesregierung – und die damit verbundenen Klimaziele erreicht werden sollen. Die Nachfrage in allen Segmenten ist hoch – daher haben Unternehmen in diesem Bereich eine sonnige Zukunft. Aber es gibt eben auch Fallstricke, wie eine z.T. vor allem für Neueinsteiger schwierige Teilelage. Bei der Mobilisierung von Fachkräften stehen die Unternehmen im Wettbewerb mit vielen anderen Branchen, die auf die gleiche Zielgruppe zielen. Die größte Konkurrenz bleiben die Universitäten, auch wenn die Bereitschaft einen handwerklichen Beruf, insbesondere im Bereich Erneuerbarer Energien aufzunehmen, zu-nimmt. Außerdem muss mit den vorhandenen Ressourcen besser umgegangen werden. Ein Solateur ist heute wie ein Chefarzt: Zu deren Aufgaben gehört möglichst wenig Papierkram.

Die Herausforderung besteht, den Fachkräftemangel durch die Kooperationen mit anderen Gewerken und der Digitalisierung verringern. Dabei passen sich die Betriebe – jedenfalls berichten das die Vortragenden – stärker an das Leben ihrer Mitarbeitenden an. Denn diese Flexibilität gepaart mit einer sinnhaften Tätigkeit, dem Mitwirken an der Energiewende ist ein Alleinstellungsmerkmal für Betriebe bei der Gewinnung von Fachkräften.

Was haben Sie von dieser Veranstaltung auf dem Intersolar Forum mitgenommen und welche Erkenntnisse gab es zu dem Thema?

Wie wichtig es ist, gemeinsam mit allen Akteuren zu handeln. Niemand kann im Moment den Markt vollständig bedienen, das erleichtert auch die Zusammenarbeit, da wir gemeinsam einen wachsenden Kuchen verteilen müssen. Hier lassen sich noch viele Synergien heben – und Erfahrungen austauschen. Wir können uns keinen besseren Ort vorstellen dafür als die Smarter E / Intersolar.

Das Interview führte Sarah Hommel de Mendonça.

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