Konventionelle Stromimporte als Achillesferse der deutschen Energiewende

Pressemeldung – Donnerstag, 30. September 2021

Befragungsergebnisse von EUPD Research zeigen, dass gut zwei Drittel der privaten Haushalte in Bezug auf steigende Stromimporte auf Basis konventioneller Energien aus dem Ausland Bedenken äußern. Die Analyse der deutschen Stromimporte in 2021 legt ein heterogenes Bild offen. Frankreich mit einem Anteil von 67 Prozent Atomenergie im eigenen Strommix ist aktuell der zweitgrößte Stromexporteur nach Deutschland. Die Tschechische Republik und Polen besitzen zwar einem hohen Anteil an Kohlestrom im eigenen Strommix, zählen aktuell mit neun und fünf Prozent jedoch zu den kleineren Stromexporteuren nach Deutschland. Der Erfolg der deutschen Energiewende bedingt einen analogen Ausbau von erneuerbaren Energien und Speicherkapazitäten zu deren Integration. Die Untersuchung ist Teil des diesjährigen Energiewende Awards, der an herausragende Energieversorger der DACH-Region vergeben wird.

Bonn. Nicht zuletzt die aktuellen Politik-Debatten rund um die Bundestagswahl haben den Klimawandel und die damit zusammenhängenden Fragestellungen mehr denn je in den Mittelpunkt der gesellschaftlichen Diskussion gerückt. Trotz aller Unterschiede herrscht mittlerweile parteiübergreifender Konsens, dass im Sinne einer erfolgreichen Energiewende die erneuerbaren Energien massiv ausgebaut und die verbleibenden konventionellen Kraftwerke abgeschaltet werden müssen. Das Bonner Beratungshaus EUPD Research zeigt in einer aktuellen Untersuchung die Bedenken der Bürger in diesem Transformationsprozess auf. In einer Befragung unter gut 500 Hausbesitzern in Deutschland äußern mehr als zwei Drittel Bedenken, konventionellen Strom aus dem Ausland zu importieren. 40 Prozent der Befragungsgruppe sind skeptisch in Bezug auf das Ausbautempo der erneuerbaren Energien in Deutschland und gut ein Viertel der Befragten sieht die Gefahr einer drohenden Versorgungslücke mit Strom im Kontext des Atom- und Kohleausstiegs.

Ob die Bedenken der Bürgerinnen und Bürger berechtigt sind, soll die Analyse des deutschen Stromimportes in den ersten acht Monaten des Jahres 2021 zeigen. Die Spitzengruppe der Länder im Stromexport nach Deutschland bilden mit klarem Abstand Dänemark, Frankreich und die Schweiz, die zusammen für 54 Prozent der Stromexporte stehen. Während Dänemark keinerlei Atomkraftwerke im Strommix besitzt und Kohlestrom einen Anteil von lediglich zwölf Prozent umfasst, weist Frankreich wiederum mit zwei Dritteln den mit deutlichem Abstand höchsten Anteil an Atomenergie im europäischen Vergleich auf. Der Schweizer Strom besteht hingegen zu einem Drittel aus Kernenergie. Die größten Anteile an Kohlestrom sind im Strommix der Tschechischen Republik und von Polen zu finden. Während sich der Tschechische Strommix neben 46 Prozent Kohleverstromung noch zu 35 Prozent aus Atomenergie zusammensetzt, werden in Polen knapp drei Viertel des Stroms in Kohlekraftwerken produziert.

Neben der Betrachtung des Status Quo gilt es, die Entwicklung der Stromimporte nach Deutschland zu analysieren. Hierbei wird ersichtlich, dass im Pandemiebedingten Krisenjahr 2020 der Stromexport von Frankreich nach Deutschland zwischen Januar und August über dem Vorjahreszeitraum lag. Im aktuellen Jahr fällt der Französische Stromexport nach Deutschland gegenüber 2020 bislang um zwei Terrawattstunden deutlich geringer aus. Hingegen hat der Tschechische Stromexport nach Deutschland nach einem deutlichen Rückgang von 2019 auf 2020 wieder um zehn Prozent im Jahresvergleich zugenommen. Einen überaus starken Zuwachs im Stromexport nach Deutschland kann Polen vermelden. Der Polnische Stromexport zeigt von einem geringen Niveau kommend von Januar bis August einen Anstieg um 400 Prozent von 2020 auf 2021.

Das Gelingen der Energiewende bedingt den kompletten Umbau des Kraftwerksparks von konventionellen zu erneuerbaren Energien. Infolge eines steigenden Stromverbrauches für die Elektrifizierung von Mobilität und Wärmeerzeugung und geringerer Volllaststunden der Erneuerbaren-Energien-Anlagen muss sich die installierte Leistung in Deutschland innerhalb der aktuellen Dekade nahezu verdoppeln. Während die konventionellen Kraftwerkskapazitäten etwa um ein Drittel sinken, steigt die installierte Leistung der Windenergie an Land und auf dem Meer auf insgesamt 100 GW. Der mit Abstand stärkste Ausbau wird für die Photovoltaik erwartet, die sich auf 217 GW Leistung in 2030 gegenüber 2020 vervierfacht. Zur Integration dieser zukünftigen Kraftwerksparks mit einem dominanten Anteil an Solarenergie und Windkraft, ist neben dem Um- und Ausbau des Stromnetzes insbesondere der Aufbau großer Speicherkapazitäten zur kurzfristigen Speicherung mittels Batteriespeichern und der langfristigen stofflichen Speicherung in Wasserstoff notwendig.

„Die Energiewende in Deutschland muss im Kontext der Transformationsprozesse der im Europäischen Stromnetz verbundenen Staaten betrachtet werden. Eine Verlagerung des deutschen Atom- und Kohleausstieges durch den Stromaustausch ins Ausland konterkariert die inländische Energiewende. Einzig im gemeinsamen Ausbau an erneuerbaren Energien und Speicherkapazitäten zu deren Integration kann die Energiewende gelingen.“, kommentiert Dr. Martin Ammon, Geschäftsführer der EUPD Research.

Energiewende Award für Energieversorger
Bereits zum fünften Mal werden im Rahmen der Innovationsplattform „The smarter E Europe Restart 2021“ am 7. Oktober 2021 die innovativsten Energieversorger mit dem Energiewende Award ausgezeichnet. Der Award richtet sich an Energieversorger, die mit ihrem Engagement im Besonderen die Energiewende in der DACH-Region vorantreiben. Initiatoren des Projektes sind das DCTI Deutsches CleanTech Institut, The smarter E Europe und EUPD Research. Der Energiewende Award wird bereits im dritten Jahr in Folge von unserem Partner Vaillant unterstützt.

Weitere Informationen zum Energiewende Award finden Sie unter https://www.energiewende-award.de . Bei Rückfragen wenden Sie sich gerne an Saif Islam, unter +49 (0) 228 97143-20 oder islam@energiewende-award.de

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